Die Frage nach der optimalen Sprintlänge ist eine oft gestellte Frage in SCRUM. Summiert man alle SCRUM Meetings auf, könnte man meinen, dass es doch besser sei die Sprintzyklen zu erhöhen, damit der relative Anteil an Meetings abnimmt. Denn es macht durchaus einen Unterschied, ob eine Retrospektive wöchentlich, alle zwei oder alle drei Wochen durchgeführt wird. Ein weiterer Trugschluss ist, dass nach längeren Sprints auch mehr im Review Meeting gezeigt werden kann.
Abstreiten lassen sich die Argumente nicht. Dennoch lindern sie eher Symptome anstelle die Ursache zu beheben. Denn es gibt auch zahlreiche Nachteile bei längeren Sprints.
Nachteile von langen Sprints
- Flexibilität geht verloren
- Priorisierung bzw. neue Themen erst bei nächstem Sprintbeginn wieder möglich
- Längerer Findungszeitraum
- Ein Team braucht ca. 3-5 Sprints bis die Zusammenarbeit sich eingespielt hat
- Probleme werden vertuscht, anstatt sie aufzudecken
- Retrospektiven werden ineffizient, da Betrachtungszeitraum zu lange ist
In Summe lässt sich festhalten:
Je länger der Sprint, desto eher gehen die Vorteile von SCRUM verloren.
Oftmals habe ich festgestellt, dass gerade junge SCRUM Teams einen zu langen Sprintzeitraum wählen. Ohne wirklich eingespielt zu sein, wird direkt ein Zyklus von vier Wochen oder mehr gewählt. Aber sind vier Wochen Sprints wirklich noch Sprints oder eher schon als ein Marathon anzusehen?
Inflexibilität aufgrund zu langer Sprints
Stellen Sie sich folgendes Beispiel vor. Sie haben gerade den Sprint begonnen und das Refinementmeeting ist auch bereits durchgeführt worden. Nun wird eine neue Anforderung gestellt. Diese muss zunächst im kommenden Refinementmeeting besprochen werden, entsprechend priorisiert werden und dann in den nächsten Sprint aufgenommen werden. Je länger nun der Sprintzyklus gewählt wurde, desto länger wird es dauern, dass sie das neue Thema in den Sprint aufnehmen und umsetzen können. Folgende Visualisierung soll dies verdeutlichen.
Die Grafik soll verdeutlichen, dass bei einem 3 Wochen Sprintzyklus eine Realisierung neuer Anfragen erst zwei Wochen später erfolgen kann, wenn der SCRUM Prozess eingehalten wird.
Tipps für die Wahl der optimalen Sprintlänge
- Je mehr Probleme es im Ablauf der Prozesse gibt, desto wichtiger ist ein kürzer Sprintzyklus.
- Gerade zu Beginn eines neuen Projektes/ eines neuen SCRUM Teams ist eine aus meiner Sicht optimale Sprintlänge von ca. 1 Woche.
- Je genauer und fixer ein Projekt definiert ist, desto höher kann (muss aber nicht) die Sprintlänge ausfallen
- Hier sollte aber auch in Betracht gezogen werden, ob nicht das klassische Wasserfallmodell hier eher angebracht wäre
- Je größer die Erfahrung im Team, desto eher kann die Sprintlänge verlängert werden