Die Ansichten des Managers

Tatsachen versus Geschichten

Unterschiedliche Sichtweisen sind ein bekanntes Problem in der Kommunikation. Zudem basieren Sichtweisen sehr oft auf der eigenen Wahrnehmung. Zwei Personen, die eine gleiche Situation erlebt haben, können anschließend unterschiedlich hiervon berichten. Dies liegt daran, dass die eigene Interpretation und die selektive Wahrnehmung die Sichtweisen stark beeinflussen.

Die eigene Sichtweise entspricht nicht der Tatsachen, sondern ist unsere Perspektive, unsere Wahrnehmung dessen, was wir erlebt haben. Dies beeinflusst uns maßgeblich in dem „Wie“ wir unsere Mitarbeiter coachen. Das Coaching basiert somit meist nicht nur auf messbaren Tatsachen, sondern auf dem, was wir noch dazu interpretieren.

Nicht die Tatsachen determinieren unsere Sichtweisen, sondern vielmehr die Geschichten, die wir darum bauen!

Werteinschätzung

Neben der Tatsache, dass unsere Sichtweisen aufgrund der persönlichen Wahrnehmung divergent sein können, spielen Werte zudem eine große Rolle. Was uns als Manager als wichtig erscheint, muss nicht zwingend dem Mitarbeiter wichtig sein. Auch dies kann die Fronten verhärten. Die Wertwahrnehmung wird durch die Erfahrung der Vergangenheit beeinflusst. Der Rückblick auf vergangene Situationen und der Erfolg oder Misserfolg geben uns Anlass dazu, einen Wert zu definieren. Und hierbei gibt es kein falsch oder richtig.

Konfliktwerte

Als Beispiel lassen sich folgende Konflikte anhand von persönlichen Wertvorstellungen verdeutlichen:

  • Direktheit vs. Mitgefühl
  • Teamwork vs. Unabhängigkeit
  • Familie vs. Arbeit
  • Vertrauen vs. Misstrauen
  • Kooperation vs. Konkurrenzgedanken

Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Mitarbeiter der 12 Stunden jeden Tag arbeitet, obwohl er laut Vertrag nur 8 Stunden arbeiten müsste. Tatsache ist, dass der Mitarbeiter 4 Stunden mehr arbeitet, als er müsste. Die Sichtweise des Managers könnte jetzt sein, dass dies ein guter Mitarbeiter ist. Hierbei werden Einschätzungen der Arbeitsqualität und –quantität aber völlig außer Acht gelassen. Ein Mitarbeiter der in 8 Stunden hingegen qualitativ und quantitativ bessere Arbeit leistet, wird ggf. geringer geschätzt.

Die Sichtweise des Managers

Klassische Sichtweisen eines Managers sind

  • Wie sollen die Mitarbeiter arbeiten, sich verhalten?
  • Wie sollen Mitarbeiter über den Erfolg denken?

Genau hier besteht Potenzial für divergente Ansichten: Kulturelle Einflüsse, Erziehung, Bildung, Familie etc. sind Faktoren, die die Ansichten des Managers stark von denen der Mitarbeiter abweichen lassen können. Konfliktpotential über verschiedene Ansichten sind gegeben.

Beginnen Sie damit, Ihre Ansichten zu überdenken und gerade die genannten Einflüsse zu berücksichtigen. Gehen Sie bei Ihrem Urteil nicht von sich selbst aus, sondern versuchen Sie sich in die Lage des Mitarbeiters zu versetzen. Warum agiert er so, wie er agiert? Ist sein Verhalten wirklich böswillig oder gibt es andere, Ihnen nicht bekannte Gründe? Fangen Sie an die Sichtweise des Mitarbeiters zu durchdringen, anstatt nur ihre eigene Sichtweise überstülpen zu wollen.

Der richtige Ansatz des Managers und seiner Sichtweise

Der Manager hält seine Sichtweise als die einzig Wahre und versucht die Mitarbeiter zu bewegen, diese Sichtweise anzunehmen. Wir glauben andere müssen und sollen so denken wie wir.

Aber was ist eigentlich relevant? Warum versuchen wir, als Manager die Mitarbeiter von unseren Ansichten zu überzeugen? Relevant ist der Erfolg des Teams, des Unternehmens. Und hierfür mag es nicht nur den einen richtigen Weg geben.

Ein gutes Coaching beginnt damit, sich mit der Perspektive des Mitarbeiters auseinanderzusetzen. Diese zu verstehen und die eigene Sichtweise zu hinterfragen.

Zusammenfassung

  • Zu jedem Zeitpunkt können wir als Manager selbst entscheiden, anders zu denken über uns und die Welt
  • Nicht nur Fakten entscheiden unsere Sichtweise, sondern die Geschichten, die wir drum herumbauen
  • Unsere Meinung basiert auf Umstände und nicht zwingend auf Tatsachen
  • Werte sind verschieden und dabei gibt es kein richtig und falsch. Manager müssen die Werte und Einflüsse der Mitarbeiter verstehen lernen
  • Wir alle haben unseren eigenen Standpunkt. Dieser beruht auf diverse Einflüsse, wie Kultur, Bildung usw.
  • Effektive Manager wagen einen Blick hinter ihre eigenen Ansichten und Hinterfragen diese und helfen Mitarbeitern performant zu arbeiten und Verantwortungsbewusstsein zu schaffen