Eine Coaching Session lässt sich nach dem GROW-Modell in vier Phasen aufteilen. Die einzelnen Phasen bauen jeweils aufeinander auf und sollen dem Coach helfen, ein Coachinggespräch mit seinem Coachee so zu strukturieren, dass einerseits Ziel/Problem identifiziert und definiert werden, als auch die Lösungsansätze hierfür gemeinsam erarbeitet werden. Dabei ist es die Aufgabe des Coachs durch gezielte Fragestellungen, das Ziel zu ergründen, die IST-Situation zu definieren als auch im Anschluss darauf mögliche Lösungsoptionen zu erarbeiten und die konkreten nächste Schritte festzulegen. Der Coachee soll die Lösung finden, Sie als Coach geben dem Coachee Denkanstöße. Sie arbeiten mit offenen, lösungsorientierten Fragen.
Die vier Phasen lauten:
G oal – Orientierungsphase
R eality – Klärungsphase
O ptions – Lösungsphase
W ill – Abschlussphase
Goal (Ziele schärfen)
Die erste Phase des GROW Modells beginnt mit der Definition des Ziels. Durch Fragen des Coaches an den Coachee wird mit ihm gemeinsam das Ziel erörtet und fokussiert. Dabei ist es wichtig, dass der Coachee die Möglichkeit hat, diese Ziele auch selbst beeinflussen zu können und dass das Ziel auch möglichst konkret gehalten wird.
Dabei ist es wichtig, dass der Coach versucht durch mehrmaliges nachfragen, das wirkliche Ziel zu erarbeiten und nicht zwingend das Ziel zu verfolgen, welches dem Coachee als erstes einfällt. Je konkreter und profunder desto wirkungsvoller die nachfolgenden Schritte. Denn oftmals gibt es ein Ziel hinter dem Ziel, welches der eigentliche Grund des Gesprächs sein sollte.
Folgende Fragestellungen eigenen sich in dieser Phase:
- Was ist Ihr Ziel?
- Was soll konkret erreicht werden?
- Warum ist Ihnen das Ziel so wichtig?
- Wie messen Sie später, ob das Ziel erreicht wurde? Anhand welcher Kriterien?
- Was sind die konkreten Vorteile, wenn das Ziel erreicht wird?
- Was ändert sich an der bestehenden Situation, wenn das Ziel erreicht wurde?
- In welcher Form sind andere von der Erreichung des Ziels betroffen?
Reality (IST-Situation definieren)
Diese Phase dient dazu die IST-Situation zu ergründen. Der Coachee muss in dieser Phase objektiv und nicht wertend vorgehen. Es gibt verschiedene Methoden hier auf den Grund der IST-Situation zu kommen. Beispielsweise das beschriebene Thought-Modell, die 5W-Fragen. Unabhängig der Methode liegt der Hauptredeanteil hier beim Coachee. Er muss erzählen und durch gezielte Fragetechniken (offene W-Fragen) die IST-Situation möglichst von allen Facetten beleuchten. Der Coachee wird viel berichten, was er bereits interpretiert und mit seinen Gefühlen belegt sind. Die Aufgabe des Coachs ist Interpretationen und Gefühle herauszufiltern.
Folgende Fragestellungen eigenen sich in dieser Phase:
- Was beschreibt die aktuelle Situation am besten?
- Was beeinflusst die aktuelle Situation?
- Wenn Sie jemanden aus Ihrem Team fragen würden, wie würde er die aktuelle Situation beschreiben?
- Wo liegt die Ursache, dass die Situation so eingetreten ist, wie sie gerade ist?
- Welche Rahmenbedingungen machen die aktuelle Situation so schwierig?
Options (Möglichkeiten finden)
Nun ist es meist so, dass wir in solchen Gesprächen als Coach schon eine konkrete Lösung im Sinn haben. Am liebsten würden wir damit rausplatzen und diese unserem Gegenüber aufbinden. Aber genau das darf nicht passieren. Vielmehr geht es darum, dass der Coachee selbst Optionen im Gespräch entwickelt, die die Ursache seines Problems vermutlich lösen werden. Natürlich kann der Coach lenkend einwirken, insofern die Vermutung naheliegt, dass der Lösungsansatz nicht zielführend ist. Der Coachee wird meist nur dann von einer Lösung überzeugt sein und sich dafür unabdingbar einsetzen.
Nach dem man die Optionen aufgenommen hat, bietet es sich auch nochmal an, diese mit den definierten Zielen bzw. der IST-Situation kurz abzugleichen. Aber wenn die beiden vorherigen Phasen mit entsprechender Ruhe und Tiefgang durchgeführt wurden, ist dies eigentlich meist der Fall.
Folgende Fragen bieten sich in diesem Schritt an:
- Welche Wege gibt es, Ihr Ziel zu erreichen?
- Welche Wege gibt es noch?
- Wenn es keine zeitlichen oder finanziellen Beschränkungen gäbe, was würden Sie tun?
- Wer oder was können bei der Lösungsfindung unterstützen?
- Welche Strategien bieten sich für die Zielerreichung an?
- Welche der genannten Optionen, erachten Sie als die erfolgversprechendste?
- Gibt es aus der Vergangenheit ähnliche Situationen und was war dort Ihr Vorgehen?
Will (Wie, Was, Wann?)
Dies ist der Schritt des GROW-Prozesses in dem genau definiert wird, was von wem bis wann umzusetzen ist und die nächsten Schritte damit zu definieren. Nur somit kann sichergestellt werden, dass die definierten Ziele und Lösungsansätze nachhaltig angegangen werden.
Fragestellungen für den Will-Step könnten sein:
- Was werden Sie als nächstes tun?
- Was danach?
- Wer kann Sie unterstützen, damit das Ziel möglichst schnell und vollständig erreicht wird?
- Wenn Sie sich auf das Ziel stürzen, welche anderen Sachen werden dafür liegen bleiben?
- Woran messen Sie, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?
- Wie und was motiviert Sie, das Ziel zu verfolgen?
- Was erwarten Sie, wenn Sie das Ziel erreicht haben?
- Gibt es sonstige Unterstützungsformen die Sie benötigen?
In allen Schritten ist es wichtig, nicht stupide die Fragen nacheinander zu stellen, sondern je nach Antwort des Coachees eine entsprechende Frage zu stellen. Hören Sie dem Coachee als Coach aktiv zu und versuchen durch geeignete Fragestellungen die Ursache/ den Kern des Ziels zu ergründen.
Für Sie als Coach ist es wichtig, dass Sie sich zurücknehmen, nicht mit eigenen Ideen und Ansätzen vorpreschen, sondern dass der Coachee selbst die Lösung entwickelt. Nur so werden Sie es schaffen, dass der Coachee von der Idee überzeugt ist und mit vollem Einsatz das Ziel verfolgen wird.
Zusammenfassung
- IST-Zustand herausfinden und der Ursache auf den Grund gehen
- Optionen durch den Coachee erarbeiten auf Basis des objektiven Zustands
- Umsetzungsschritte gemeinsam definieren
- Selbstreflexion und Eigenverantwortung des Coachees fördern